Das Agassizhorn misst 3'946 m Höhe und steht wortwörtlich im Schatten seines grossen Nachbarn, dem Finsteraarhorn. Die Gipfelroute über das Agassizjoch wird in erster Linie als Ausweich- oder Trainingstour genutzt. Die Bekanntheit des Berges hat ihren Ursprung weniger in seiner Bedeutung für den Alpinismus, sondern vielmehr im höchst zweifelhaften Ruf seines Namensgebers:
Louis Agassiz (1807–1873) war ein bekannter Schweizer Gletscherforscher, der nach der Übersiedlung in die USA rassistische Theorien verbreitete. Ausgehend von der These, Schwarze und Weisse seien je in getrennten göttlichen Schöpfungsakten entstanden, postulierte Agassiz im Aufsatz The Diversity of Origin of the Human Races (1850) eine Rassenhierarchie, nach der dunkelhäutige Menschen eine niedrige, kulturunfähige Rasse darstellten, nur zu einfachen Arbeiten fähig seien und auch entsprechend behandelt werden müssten. (1)
Nach Agassiz wurden auf der Erde und im Sonnensystem rund 80 Orte sowie einige Tierarten benannt. Erst mit dem Erstarken der US-Bürgerrechtsbewegung setzte in den USA die kritische Aufarbeitung von Agassiz' rassistischen Theorien ein. (2)
Diverse Orte in der Schweiz wurden in der Zwischenzeit umbenannt. Ein Antrag auf Umbenennung des Agassizhorns wurde von den drei Standortgemeinden Grindelwald, Guttannen und Fieschertal, wie auch vom Bundesrat 2007 abgelehnt.
Auf die erneute Anfrage des Komitees «Démonter Louis Agassiz» hin haben die Gemeinderäte Guttannen, Grindelwald und Fieschertal das Thema 2020 erneut diskutiert. Alle drei Räte beschlossen, am damaligen gemeinsamen Beschluss vom Juli 2010 festzuhalten und von einer Umbenennung des Agassizhorns abzusehen. «Die drei Gemeinden distanzieren sich klar vom Verbrechen der Sklaverei und des Rassismus und somit von den dunklen Machenschaften des Louis Agassiz. Eine Umbenennung des Agassizhorns kann jedoch das in der Geschichte Passierte nicht ungeschehen machen. Die Gemeinden verurteilen jeglichen Rassismus, welcher leider in der heutigen Zeit immer noch passiert, und setzen alles daran, diesen zu bekämpfen und zu unterbinden. Jeder Einzelne ist aufgefordert, Diskriminierungen entgegenzuwirken und sich für eine gerechtere Gesellschaft ohne Ausgrenzung einzusetzen.»(3)
(1) Barth, Hans; Fässler, Hans: "Agassiz, Louis", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.03.2018. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/015920/2018-03-23/, konsultiert am 27.12.2021.
(2) idem
(3) https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/183175/ konsultiert am 27.12.2021.
Ein Beitrag von Barbara.