Im Jahr 1854 erklärte der Physiker Albert Mousson die Schwerkraft als den eigentlichen Motor der Gletscherbewegung: Das im Nährgebiet des Gletschers gebildete Eis fliesst ähnlich wie zähflüssiger Honig talabwärts und liefert der Gletscherzunge ständig Eis nach. Hier, im Zehrgebiet des UNESCO-Welterbes, verliert der Gletscher vor allem in den Sommer- und Herbstmonaten Eis durch Abschmelzung.
Das Eis fliesst unterschiedlich schnell. Die Fliessgeschwindigkeit eines Alpengletschers beträgt 20 bis 200 Meter pro Jahr und hängt von seiner Eismächtigkeit und seiner Neigung ab. Auf der Oberfläche des Grossen Aletschgletschers unterhalb des Konkordiaplatzes wurde mit 185 bis 195 Meter pro Jahr die grössten Fliessgeschwindigkeiten gemessen. Im Bereich des Aletschwaldes bewegt sich das Eis nur noch mit 74 bis 86 Meter pro Jahr talabwärts. Das zuoberst im Nährgebiet entstandene Eis sinkt im Laufe der Zeit in immer grössere Tiefe ab, wo es wesentlich langsamer fliesst als an der Oberfläche. Daher kann die Reise eines Eiskorns bis zum Gletscherende mehrere tausend Jahre dauern! Auch zum Gletscherrand hin nimmt die Fliessgeschwindigkeit des Eises ab. Dies führt zusammen mit der unruhigen Oberfläche des Gletscherbettes zu Spannungen: Das Eis bricht auf, und es bilden sich Quer-, Längs- und Randspalten.