Aussichtspunkt: Getrudspitze

Die Engelhörner sind eines der vielseitigsten Kalkstein-Klettergebiete der Schweiz. Insgesamt 31 Gipfel zählt die Kette hoch über dem Reichenbachtal. Ende des 19. Jahrhunderts waren erst einzelne davon bezwungen. Dann trat Gertrude Bell auf den Plan. Zu einer Zeit, als der Alpinismus noch fast ausschliesslich von Männern dominiert war, galt die 1868 geborene Britin als eine der besten und kühnsten Bergsteigerinnen der Welt. Die aussergewöhnliche Frau stammte aus einer wohlhabenden Industriellendynastie. Weil sie die Aussicht auf eine «Karriere» als Gattin eines Langweilers verabscheute, nahm sie als eine der ersten Frauen ihrer Zeit ein Studium in Oxford auf. Danach unternahm sie ausgedehnte Reisen in den Orient. Im Haslital nahm sie sich im Spätsommer 1901 zwei Bergführer aus Innertkirchen, die Gebrüder Ulrich und Heinrich Fuhrer. Innert weniger Tage führte sie mit den beiden acht Erstbesteigungen aus. Gemäss der Sitte fiel das Privileg der Namensverleihung jeweils dem Erstbesteiger zu. Auf diese Weise verewigte sich Gertrude Bell in der 2633 m hohen Gertrudspitze.